Vorsicht, Zungenbrecher!
Sie sind die Animierfritzen, die Marktschreier. Sie präsentieren die Mannschaftsaufstellung und bringen die Fans auf Temperatur. Sie rufen "Timo", und die Kurve antwortet aus tausend Kehlen "Rost!" Sie dürfen nicht zuviel Show machen und nicht zu wenig. "Man muss beides sein: Rampensau und Dirigent", sagt Stadionsprecher Ronny Gersch, der bei Energie Cottbus samstags am Mikrofon Dienst tut.
Wie bereitet sich ein Stadionsprecher auf die neue Saison vor? Die Namen der eigenen Neuzugänge sind schnell gelernt. Um auch die gegnerischen Spieler korrekt auszusprechen, ruft Gersch vorher bei seinen Kollegen an und erkundigt sich nach der richtigen Aussprache. Etwa bei Zungenbrechern wie Shervin Radjabali-Fardi (Hertha BSC), Kreso Ljubicic (Frankfurt) oder Vadis Odjidja-Ofoe (HSV). Es gibt sogar eine spezielle Datenbank mit den schwierigsten Namen in Lautschrift.
Stadionsprecher sind eigentlich der Neutralität verpflichtet. Aber manchmal können sie auch nicht anders - und zeigen Emotionen. So wie am vorletzten Spieltag, als Sörensen mit dem 2:0 gegen den HSV Cottbus den Klassenverbleib sicherte. "Wie geil ist das denn", rutschte es da Gersch raus. Das Mikro war eingeschaltet, 23.000 konnten seinen Gefühlsausbruch mitanhören. Den Energie-Fans gefiels, sie reden noch heute davon.
Erik Wegener, Autor, München
Quelle: http://sportblog.ard.de/bundesliga/archives/2008/08/vorsicht_zungen.html
Montag, 11.08.2008